Feldenkrais im Kindergarten

Die Feldenkrais-Methode® bietet dem Menschen (ganz gleich ob Kind, Jugendlicher oder Erwachsener) einen Erfahrungsraum an, in dem er zu neuem Forschen und Entdecken angeregt wird. Jeder weiß, mit welcher Freude und Ausdauer ein Kleinkind unzählige Male neu gelernte Bewegungen ausprobiert und dadurch das Gleichgewicht schult, sein Bewegungsrepertoire ständig erweitert und sich sein Selbstbild positiv entwickelt. Bei dem Projekt „Feldenkrais im Kindergarten“ steht das Kind im Mittelpunkt. Es soll seine frühkindliche Entwicklung in ihrer Vielfältigkeit noch einmal durchleben. Daneben sind Motorik, Sprache, Denken, Fühlen und Orientierung weitere wichtige Bestandteile.

 

Projekt Kindergarten Sterzing (Südtirol)

Zu Projektbeginn malten alle Kinder ein Bild von sich selbst, um deutlich zu machen, was jedem Einzelnen in seinem Selbstbild fehlte. Der Unterricht erfolgte dann in der Gruppe, anfangs zweimal, später einmal pro Woche ca. 30 Minuten. Voraussetzung für das Erforschen und Entdecken der eigenen Bewegungen war das Benennen und Zeigen der einzelnen Körperteile sowie das Besprechen der Grundfunktionen des Beugens und Streckens von Armen und Beinen. Dann wurde das Beugen und Strecken und das Drehen und Rollen in immer wieder neuen Situationen (im Liegen, im Sitzen oder Stehen) bewusst und erfahrbar gemacht. Später konnte das Erlernte in neue Bewegungsabläufe umgesetzt werden – von der Rückenlage in die Bauchlage, von der Bauchlage zum Robben, von der Bauchlage zum Sitzen, vom Sitzen zum Krabbeln und dann zum Stehen. Gleichzeitig wurden einfache Rhythmusübungen angeboten, begleitend mit verstärkter Orientierung im Raum im Sinne von: „Setzt euch in 2 Reihen gegenüber, neben- und/oder hintereinander“.

Ein weiterer Schwerpunkt war die Aktivierung des Mundraumes, indem z.B. der Kiefer geöffnet und die Zunge zielgerichtet bewegt, oder aber Küssen, Pusten, Pfeifen, Schnalzen bewusst ausgeführt wurde. Von Anfang an fiel ein besonderes Augenmerk auf die Stärkung des Rechts-Links-Bewusstseins: Alle Kinder bekamen ein Bändchen an den rechten Arm als anfängliche Orientierungshilfe. Am Ende des Projektes malten alle Kinder noch einmal ein Bild von sich selbst.

 

Resümee

Die Kinder nahmen das Bewegungsangebot sehr gut an. Es war zu beobachten, dass sich ihre Konzentrationsfähigkeit von Stunde zu Stunde steigerte. Mit zunehmendem Körperbewusstsein erweiterten die Kinder ihr Bewegungspotenzial und verbesserten ihre räumliche Orientierung. Dies brachte mehr Lebensfreude und Lebendigkeit mit sich, und es zeigten sich erste Veränderungen im Lern- und Sozialverhalten (bei schwierigen Abläufen halfen sie sich gegenseitig). Es wurde immer einfacher, das Gehörte in Bewegung umzusetzen, sogar eigenständig weiter zu entwickeln. Freude an und lebhaftes Experimentieren mit Bewegung wurde sichtbar. Das Selbstbewusstsein der Kinder stärkte sich mehr und mehr. Bei Anleitung von Neuem vertrauten sie sich selbst und probierten aus. Durch die intensive Feldenkrais-Arbeit in dem sehr sensiblen Bereich des Mundraumes wurde es möglich, dass neben der neue Beweglichkeit im Hals-, Mund- und Gesichtsbereich auch eine besondere Motivation zum Sprechen eintrat. Auch zu sehen war, wie die Kinder zu sich selbst fanden und in den wiederkehrenden Ruhephasen sich leichter entspannten. Wie Sie in den Bildern selbst sehen können, hat sich im Vergleich vor und nach dem Projekt einiges in der Körperwahrnehmung verändert, ganz im Sinne von Moshé Feldenkrais: „Alles Leben ist Bewegung. Beweglicher werden heißt lebendiger werden, körperlich, seelisch, geistig.“

Vor dem Projekt

Nach dem Projekt